Martin Jankowski
Indonesisches Sekundenbuch
Detik-detik Indonesia

Indonesische Übersetzungen: Katrin Bandel
120 S.
ISBN: 979-775-001-X
Verlag: Indonesiatera
Magelang 2005
Die Gedichte Martin Jankowskis stehen in dieser Tradition. Nur ist der Grundton hier nicht die Meditation, sondern der bezauberte, vielleicht gar ungläubig staunende Blick - und so gewinnen Orte und Ereignisse, die er in Indonesien besucht und erlebt hat, ihre Bedeutung. Wie Sitors Gedichte sind auch die lyrischen Notizen Jankowskis kein Reisetagebuch. Mit Leidenschaft, Ergriffenheit und Humor sprechen sie uns auf eine warme Art und Weise an.

Jedes Gedicht wird aus dem Ereignis einer Begegnung geboren. So ist es auch bei diesen Gedichten, deren Übersetzung uns in Indonesien einen neuen Blick um uns ermöglicht: In allem Vertrauten ist etwas Fremdes, das wir selbst nicht erkennen können.


Goenawan Mohamad  (Übersetzung: Katrin Bandel)


Martin Jankowski
, geboren 1965, wuchs im östlichen Teil Deutschlands auf und war in den achtziger Jahren als Sänger und Autor in der oppositionellen Szene Leipzigs für demokratische Reformen aktiv. Er veröffentlichte zahlreiche Songs, Gedichte, Kurzgeschichten, Bühnentexte und Essays - bis zur deutschen Wiedervereinigung allerdings nur im Untergrund. Über den Verlauf der friedlichen Revolution 1989 in Ostdeutschland schrieb er später den Roman "Rabet oder Das Verschwinden einer Himmelsrichtung" (1999).

www.martin-jankowski.de




 
Lyrik und Reise sind oft eng miteinander verbunden. Lyrik ist, weil sie frei und offen allem Unvermuteten gegenüber ist, selbst eine Reise, ein Abenteuer sogar, und manchmal ein Aufbegehren gegen Festgefahrenes. Ein lyrischer Prosatext von Amir Hamzah aus den 1930er Jahren weist auf diesen Zusammenhang hin: Er beschreibt die Reise an einen Ort, der "von allen heiligen Schriften der Welt verflucht wird", aber er schert sich nicht um den Fluch: "du, mein Herz, hast deine eigenen Schriften".
Es erstaunt nicht, wenn aus einer Reise an einen ungewöhnlichen Ort reizvolle Lyrik entsteht. Die Gedichte von Sitor Situmorang über Paris in Surat Kertas Hijau sind ein Beispiel dafür. Obwohl die Titel (Sacré Coeur, Pont Neuf, ...) heute wie eine Aufzählung der touristischen Sehenswürdigkeiten dieser Stadt anmuten, ist jedes Gedicht das Ergebnis einer Begegnung mit Gefühlen der Einsamkeit, der stillen Betrachtung und Meditation, vielleicht auch der Verzückung - etwas ganz Normales bei einer Reise in ein fernes, fremdes Land.